Städte und Kultur

Wiedereröffnung der Löwenburg: Ab Juli können die Schauräume wieder besichtigt werden

In unzähligen Arbeitsstunden wurde das Inventar der Löwenburg restauriert.
In unzähligen Arbeitsstunden wurde das Inventar der Löwenburg restauriert. Foto: djd/Museumslandschaft Hessen Kassel/Bernd Schoelzchen

(djd-p). Kassel freut sich auf die Wiedereröffnung der Löwenburg am 16. Juli 2022. Nach rund zehnjährigen Instandsetzungsarbeiten kann dann eines der Wahrzeichen der nordhessischen Stadt - und all die Schätze im Inneren des einstigen Lustschlosses von Kurfürst Wilhelm I. - wieder bestaunt werden. Insgesamt wurden 154 Objekte wie Möbel, Leuchter, Vasen, Uhren, Gemälde und Spiegel aus der Zeit von 1650 bis 1800 aufwendig restauriert. Vorerst werden damit 12 Räume in der Beletage nach dem Einrichtungsinventar von 1816 gestaltet.

Nach rund zehnjährigen Restaurierungsarbeiten können auch die inneren Schätze der Löwenburg wieder bestaunt werden.
Nach rund zehnjährigen Restaurierungsarbeiten können auch die inneren Schätze der Löwenburg wieder bestaunt werden. Foto: djd/Museumslandschaft Hessen Kassel/Bernd Schoelzchen

Dazu kommen Wandausstattungen wie Goldledertapeten, gewebte Tapisserien und die besonders spektakuläre Perltapete. Die Wandbespannung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde in unzähligen Arbeitsstunden in der Textilwerkstatt der Museumslandschaft Hessen Kassel und bei freischaffenden Restaurator*innen konserviert und restauriert. Auf fünf Bildfeldern sind höfische Personen bei der Promenade dargestellt, aufgestickt mit Glasperlen in ein Gewebe aus Leinen, Seide und Samt. Summa summarum neun Millionen Euro verschlang die Restaurierung des Inventars, insgesamt wendete das Land Hessen für die Sanierung der Löwenburg rund 30 Millionen Euro auf. Ein Spendenaufruf des Museumsvereins Kassel e.V. erbrachte weitere 250.000 Euro.

154 Objekte wie Möbel, Leuchter, Vasen, Uhren, Gemälde und Spiegel aus der Zeit von 1650 bis 1800 wurden aufwendig restauriert.
154 Objekte wie Möbel, Leuchter, Vasen, Uhren, Gemälde und Spiegel aus der Zeit von 1650 bis 1800 wurden aufwendig restauriert. Foto: djd/Museumslandschaft Hessen Kassel/Bernd Schoelzchen

90 Prozent der Möbel erhalten

Doch nicht nur finanziell wurden besondere Anstrengungen unternommen. Ein großer Teil der originalen Einrichtungsgegenstände konnte über den Zweiten Weltkrieg gerettet werden, sodass rund 90 Prozent des ursprünglichen Mobiliars heute wieder gezeigt werden können", erklärt die Leiterin der Restaurierung der Museumslandschaft, Anne Harmssen. Noch seien einige der zum Großteil an Fachbetriebe vergebenen Arbeiten im Gange, Harmssen ist jedoch zuversichtlich, dass bis zur Wiedereröffnung alles fertig sein wird. "Von der Leidenschaft und der hohen Expertise, mit der die Restaurator*innen und die Handwerker*innen illusionistische Holzmalereien an den Wänden oder Fußböden nach historischen Vorlagen rekonstruieren sowie absolute Highlights wie die kostbare Perltapete restaurieren, bin ich begeistert." Informationen zu den aufwendigen Restaurierungsarbeiten sind unter www.museum-kassel.de zu finden. Dort wird auch in einer Luftaufnahme anschaulich anhand historischer Aufzeichnungen die ursprüngliche Nutzung und Raumaufteilung der Burg gezeigt. Denn im Inneren folgt die Ritterburg dem typischen Raumprogramm eines klassizistischen Lust- und Landschlosses - mit fürstlichen Wohnappartements, einer Rüstkammer und einer neogotischen Burgkapelle.

Millimeterarbeit: Mithilfe eines extra entwickelten Klebstoffgitters wurde die Perltapete im Damenbau der Löwenburg restauriert.
Millimeterarbeit: Mithilfe eines extra entwickelten Klebstoffgitters wurde die Perltapete im Damenbau der Löwenburg restauriert. Foto: djd/Museumslandschaft Hessen Kassel/Bernd Schoelzchen

Romantisierte Traumwelt des Fürsten

Besonders aufwendig gestaltete sich der Wiederaufbau des zerstörten Bergfrieds und die Instandsetzung des Mauerwerks. Ab Juli bekommen Besucher*innen der Löwenburg einen Einblick in die Traumwelt von Landgraf Wilhelm IX., dem späteren Kurfürst Wilhelm I.: die romantisierte Welt des Mittelalters. Eingebettet in den Bergpark Wilhelmshöhe entstand die Anlage gegen Ende des 18. Jahrhunderts als eine der ersten pseudomittelalterlichen Burgen Europas. Sie ist ein wichtiges Einzelelement in dem von der UNESCO als Welterbe anerkannten Gesamtkunstwerk Bergpark Wilhelmshöhe. Die Deutsche Zentrale für Tourismus listet den 2,4 Quadratkilometer großen Landschaftspark unter die Top-100-Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Unweit der Löwenburg liegen mit dem Steinhöfer Wasserfall, der barocken Kaskadenanlage, dem Herkules und Schloss Wilhelmshöhe weitere Sehenswürdigkeiten von Kassel.

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