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Herzinfarkt: Ursachen effektiv bekämpfen

Ein Herzinfarkt kommt immer überraschend. Bei Patienten unter 50 kann die Ursache im Erbgut der Familie liegen. Foto: djd/Sanofi/thx

Ein Herzinfarkt ist ein dramatisches Ereignis. In Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Herzstiftung jährlich über 300.000 Menschen betroffen. Die Herzinfarkt-Ursachen sind vielfältig. Denn zahlreiche Faktoren können eine Arteriosklerose fördern, die hinter einem Gefäßverschluss am Herzen steht. Neben einem fortgeschrittenen Lebensalter sind es vor allem Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Stress und erhöhte Cholesterinwerte, die eine Verkalkung der Gefäße begünstigen können. Letztere werden häufig mit einem ungesunden Lebenswandel in Verbindung gebracht. Allerdings gibt es auch Menschen, die aufgrund ihrer familiären Veranlagung erhöhte Cholesterinwerte aufweisen.

Tipp 1: Cholesterin-Bildung richtig erkennen

Weil den Blutfettwerten bei der Entwicklung eines Herzinfarktes und der Betrachtung möglicher Ursachen eine besondere Bedeutung zukommt, ist es ratsam, genauer hinzusehen. Da Cholesterin in vielen tierischen Lebensmitteln enthalten ist, nehmen es die meisten Menschen regelmäßig über die Nahrung auf. Doch diese Zufuhr ist für den Cholesterinspiegel im Blut nicht wirklich entscheidend. In erster Linie wird der Fettstoff vom Organismus selbst gebildet, weil er im Körper viele Aufgaben erfüllt.

Er wird für den Bau der Zellmembran ebenso benötigt, wie für die Hormonherstellung. Um den Transport des Cholesterins im Blut zu ermöglichen, wird es an Proteine gebunden: dabei unterscheidet man das Low-Density-Lipoprotein (LDL) und das High-Density-Lipoprotein (HDL). Während LDL-Cholesterin (LDL-C) dafür sorgt, dass Cholesterin an Gewebe und Organe abgegeben wird, nimmt HDL- Cholesterin (HDL-C) überschüssiges Cholesterin aus dem Blutstrom auf und bringt es zur Leber.

Tipp 2: Den eigenen LDL-Cholesterin-Wert kennen

Wenn zu viel "schlechtes" LDL-Cholesterin im Blutkreislauf verfügbar ist, kann es vom Körper nicht abgebaut werden und lagert sich in den Gefäßen ab. Die Folge sind verengte Arterien und ein gesteigertes Risiko für Durchblutungsstörungen. Eine fortschreitende Arteriosklerose kann schließlich zu einem Gefäßverschluss führen und damit einen Herzinfarkt verursachen.

Doch Betroffene spüren lange nichts von diesem schleichenden Prozess. Vor allem junge Menschen wiegen sich in Sicherheit und rechnen nicht damit, dass auch sie erhöhte Werte aufweisen könnten. Dabei können nicht nur Lebensalter und Lebensstil sondern auch eine genetische Störung den Fettstoffwechsel negativ beeinflussen.

Tipp 3: Einen Gendefekt ausschließen

Manche Bundesbürgern leiden an der sogenannten Familiären Hypercholesterinämie (FH). Bei Betroffenen wirken sich Gendefekte auf die Funktionsfähigkeit der LDL-Rezeptoren aus: Das Cholesterin kann nicht mehr oder nur eingeschränkt in die Zellen aufgenommen werden. FH-Patienten haben Cholesterinwerte deutlich über 250 oder 300 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) bzw. 6,5 oder 7,6 Millimol pro Liter (mmol/l) - und Werte von 160 oder 180 mg/dl (4,1 oder 4,7 mmol/l) beim LDL-Cholesterin.

Das Fatale daran: Scheinbar aus heiterem Himmel kann es zu einem Herzinfarkt kommen - ohne, dass die Ursachen bekannt sind. Erst danach wird die Erbkrankheit in der Familie diagnostiziert.

Tipp 4: Über die Gefahr in der Familie informiert sein

Je höher die LDL-C-Werte im Blut, desto größer die Gefahr einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Doch hohes Cholesterin tut nicht weh. Es kommt erst zu spürbaren Symptomen, wenn ein Gefäß schon weit verschlossen ist. Um das Risiko, schon in jungen Jahren unerwartet von einer akuten Herz-Kreislauf-Erkrankung überrascht zu werden, gering zu halten, empfehlen Experten jedem, die eigenen Cholesterinwerte zu kennen.

Besonders Kinder oder Enkel von Eltern oder Großeltern, bei denen schon vor dem 50. Lebensjahr eine Herz-Kreislauf-Erkrankung aufgetreten ist, sollten gewarnt sein und ihre Cholesterinwerte überprüfen lassen, um einem Herzinfarkt und seinen Ursachen beizeiten zu begegnen.

Tipp 5: LDL-Cholesterin-Zielwerte individuell festlegen

Welche LDL-Cholesterin-Zielwerte festgelegt werden, um das persönliche Herz-Kreislauf-Risiko zu reduzieren, hängt von weiteren, individuellen Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchverhalten, systolischem Blutdruck und Gesamtcholesterin ab. Je nachdem, ob das Herz-Kreislauf-Gesamtrisiko mäßig erhöht (ein weiterer Risikofaktor), hoch (FH-Patienten oder zwei weitere Risikofaktoren) oder sehr hoch (Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Diabetes) ist, sollten die Zielwerte für LDL-C in einem Bereich unter 115 mg/dl bzw. unter 3 mmol/l bis 70 mg/dl (1,8 mmol/l) liegen.

Tipp 6: Auf eine herzgesunde Ernährung umstellen

Zur Behandlung einer familiären Hypercholesterinämie, die der Vermeidung eines Herzinfarktes und der Vorbeugung der Ursachen dient, bekommen die Patienten zunächst eine Ernährungsberatung. Auch, wenn die Aufnahme von Cholesterin über die Nahrung noch kein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko mit sich bringt, kann doch eine sehr einseitige Ernährung, die viele gesättigte Fettsäuren und Transfette enthält, einen negativen Einfluss auf die Cholesterinwerte haben.

Insofern sollten sich FH-Patienten bei tierischen Produkten, wie Fleisch, Wurst und fettem Käse sowie Fertiggerichten zurückhalten und stattdessen eher auf herzgesunde Lebensmittel, wie Fisch, Nüsse und Olivenöl zurückgreifen. Diese Nahrungsmittel sind reich an ungesättigten Fettsäuren, die für ihre positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel bekannt sind.

Tipp 7: Die Zielwerte erreichen

Auch der Lebensstil sollte entsprechend angepasst werden. Regelmäßige körperliche Aktivität - dreimal in der Woche 20 Minuten Ausdauertraining, Rauchstopp und die Reduzierung von Übergewicht gehören zu den ärztlichen Empfehlungen. Wenn die Werte des Patienten trotz Veränderung des Lebensstils und der Ernährung noch nicht im Normbereich sind, muss medikamentös behandelt werden. Als Medikamente der ersten Wahl zur Senkung des LDL-Cholesterins stehen die sogenannten Statine zur Verfügung.

Dennoch gibt es Hochrisiko-Patienten bei denen trotz einer hohen Dosis der Statine die gewünschten Normwerte nicht erreicht werden können. Manche Patienten vertragen Statine auch gar nicht oder nur in geringen Dosierungen. Wenn selbst in Kombination mit anderen Medikamenten die Zielwerte nicht erreicht werden, blieb bisher als letzte Möglichkeit für die Patienten nur, sich einmal in der Woche einer Blutwäsche zu unterziehen.

Eine neue Option, zu hohe Cholesterinspiegel zu behandeln, sind die sogenannten PCSK9-Hemmer. Diese werden alle zwei Wochen injiziert und sorgen dafür, dass mehr LDL-Cholesterin aus dem Blutkreislauf in der Leber abgebaut wird. Als Folge sinken die LDL-Cholesterin-Werte. Die PCSK9-Hemmer eignen sich für Hochrisiko-Patienten mit hohem LDL-Cholesterin, bei denen die Behandlung mit Statinen und anderen Medikamenten nicht zu einer angemessen, ihrem Herz-Kreislauf-Risiko entsprechenden, Cholesterinsenkung führt.

Fazit

Ein Herzinfarkt kann viele Ursachen haben. Häufig sind erhöhte Cholesterinwerte maßgeblich daran beteiligt. Sind die Werte des LDL-Cholesterins bereits in jungen Jahren stark erhöht, kann eine Erbkrankheit dahinter stecken. Um das Herz zu schützen und nicht zu riskieren, dass es schon in jungen Jahren zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommt, raten Experten bei entsprechend frühen Krankheitsereignissen im engeren Familienkreis hellhörig zu werden. In jedem Fall wird empfohlen, die persönlichen Cholesterinwerte zu kennen. Krankhaft erhöhte Werte sollten mit einer Anpassung des Lebensstils und Medikamenten auf die empfohlenen Zielwerte reduziert werden.

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