Die Schmerzen sitzen tief. Vor allem in der Nacht und in den frühen Morgenstunden können sie qualvoll sein. Nicht selten stehen die Betroffenen vorzeitig auf und kämpfen gegen die Morgensteifigkeit an, die insbesondere mit einer eingeschränkten Beweglichkeit im unteren Rücken einhergeht. Bei Bewegung bessern sich die Beschwerden.
Halten die sich langsam steigernden Schmerzen mehr als drei Monate an, kann eine entzündlich-rheumatische Erkrankung wie Morbus Bechterew die Ursache sein. Die nach einem russischen Neurologen benannte Krankheit tritt meist im Alter zwischen 16 und 40 Jahren erstmals auf.
Tipp 1: Beschwerden ernst nehmen und vom Artz abklären lassen
Gerade bei jüngeren Menschen werden die Beschwerden jedoch oft mit klassischen Verspannungen oder Überlastungen der Rückenmuskulatur in Verbindung gebracht. So kommt es, dass die Betroffenen häufig eine Odyssee durch zahllose Wartezimmer hinter sich haben, bis Ärzte die richtige Diagnose stellen. Lange wurde Morbus Bechterew auch als typische Männererkrankung eingestuft. Heute weiß man, dass fast gleich viele Frauen betroffen sind.
Doch bei ihnen erschweren ein häufig schleichender Krankheitsverlauf – was nicht mit „mildem Verlauf“ gleichzusetzen ist – und wenig typische Symptome den Befund. Mögliche Anzeichen werden oft fehlgedeutet. So geht zwischen den ersten Beschwerden und einer gesicherten Diagnose wertvolle Zeit für eine rechtzeitige Therapie verloren, während die entzündlichen Prozesse ungehindert zu einer knöchernen Versteifung der Wirbelsäule führen können. Bei Bechterew-Patientinnen entwickelt sich diese Versteifung meist langsamer und nicht so ausgeprägt wie bei Männern.
Tipp 2: Richtige Behandlung beeinflusst Krankheitsverlauf positiv
Der Verlauf der Bechterewschen Erkrankung, der meist mit den typischen tief sitzenden Kreuzschmerzen beginnt, ist bei jedem anders. In der einen Patientengruppe beherrschen die Entzündungsschmerzen den Krankheitsverlauf, in der anderen steht die Versteifung im Vordergrund. Schreitet die Krankheit fort, können auch andere Organe wie Augen, Haut und Darm betroffen sein.
Bei Frauen nehmen die Schmerzen mit den Jahren häufig zu, bei Männern "brennt" die Erkrankung oft aus und die Entzündungen lassen nach. Das Ausmaß der Einschränkung durch Schmerzen oder Versteifung lässt sich jedoch mithilfe einer gezielten Therapie und dem eigenen Verhalten maßgeblich beeinflussen. Zur Behandlung stehen neben klassischen antientzündlichen Rheuma-Mitteln auch moderne Biologika zur Verfügung. Diese so genannten TNF-alpha-Blocker können effektiv zur Entzündungshemmung und Schmerzlinderung beitragen und den Krankheitsverlauf entscheidend beeinflussen.
Tipp 3: Lebensqualität und Eigenständigkeit erhalten
Darüber hinaus können mit krankengymnastischen Übungen und konsequenter Haltungskontrolle sichtbare Verkrümmungen in den allermeisten Fällen vermieden werden. Auch nach einer Krankheitsdauer von 40 Jahren sind viele Patienten in der Lage, ihren Alltag ohne fremde Hilfestellung zu bestreiten. Allerdings wird die versteifte Wirbelsäule mit der Zeit porös und neigt zu Wirbelbrüchen. Daher müssen sich vor allem ältere Betroffene auch vor scheinbar harmlosen Unfällen in Acht nehmen.