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Burn-out - 15 Fragen zum seelischen Leiden

Ein junger Mann im Hemd steht an einem Fenster mit Lamellen und schaut sorgenvoll hinaus.
Die konkreten Ursachen für einen Burn-out können sehr unterschiedlich sein. Foto: djd/Unsplash Ethan Sykes
Burn-out durch Mobbing äußert sich bei den Betroffenen durch Motivationslosigkeit am Arbeitsplatz.
Burn-out durch Mobbing äußert sich bei den Betroffenen durch Motivationslosigkeit am Arbeitsplatz bis hin zu schwerwiegenden Ängsten. Die Menschen kommen morgens kaum aus dem Bett, beim Gedanken an den Gang zur Arbeit möchten sie den Tag am liebsten verschlafen. Foto: djd/Getty Images

Sorgen, Ärger, Stress, Überforderung: Der Frust im Job nimmt bei immer mehr deutschen Arbeitnehmern zu. Sie melden sich ab, entweder in den Krankenstand oder durch die innerliche Kündigung. Die Hektik und der Leistungsdruck der modernen Arbeitswelt haben dazu geführt, dass das Burn-out-Syndrom zur Volkskrankheit zu werden droht. Viele Symptome ähneln denen einer Depression: Lustlosigkeit, Traurigkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und somatische Beschwerden wie Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen.

Mobbing als Ursache für ein Burn-out

Eine der häufigsten Ursachen für ein Burn-out-Syndrom ist ein über einen längeren Zeitraum erlebtes Mobbing. Mobbing kann viele Facetten haben: Die Betroffenen werden zum Beispiel von Kollegen oder Vorgesetzten schikaniert, beleidigt, belästigt oder auch ausgegrenzt. Sie erhalten Arbeitsaufgaben, die sie entweder völlig über- oder unterfordern, in beiden Fällen bedeutet dieses Vorgehen aber eine tiefe Kränkung für den Mitarbeiter.

Burn-out durch Mobbing äußert sich bei den Betroffenen durch Motivationslosigkeit am Arbeitsplatz bis hin zu schwerwiegenden Ängsten. Die Menschen kommen morgens kaum aus dem Bett, beim Gedanken an den Gang zur Arbeit möchten sie den Tag am liebsten verschlafen. Für viele ist es schwer, alleine aus diesem Tief wieder herauszukommen. Oftmals ist professionelle Hilfe durch einen Psychotherapeuten oder in einer Spezialklinik nötig.

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt

Prinzipiell ist es wichtig, gefährlichen Stress im Job frühzeitig wahrzunehmen. Dann kann man versuchen, noch rechtzeitig gegenzusteuern. Die konkreten Ursachen für einen Burn-out können sehr unterschiedlich sein. So gibt es Arbeitnehmer, die einfach zu viel gleichzeitig tun und dadurch überfordert sind. Anderen fehlt es an Selbstorganisation.

Wer Prioritäten setzt und sich bei der Arbeit auf das Wesentliche konzentriert, kann so schon Stress vermeiden. Perfektionisten wiederum sollten lernen, auch einmal Nein zu sagen. Zur Burn-out-Prävention können auch gezielte Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken beitragen.

15 häufige Fragen zum Burn-Out - und Antworten darauf

1. Frage: Ich fühle mich bei der Arbeit extrem gestresst und leide unter Schlaflosigkeit. Ist das ein Warnsignal für einen Burn-out?

Grundsätzlich sind Gefühle von Überlastung und gelegentliche Schlafprobleme noch kein Grund zur Besorgnis, solange diese zeitlich limitiert bestehen. Problematisch wird es, wenn so eine Phase länger als nur ein paar Wochen andauert und man den Eindruck bekommt, dass man gar nicht mehr abschalten kann und auch in der Freizeit nicht mehr zur Ruhe kommt oder an nichts mehr Freude hat. Dann sollte man Hilfe suchen.

Lustlosigkeit, Traurigkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und somatische Beschwerden sind Anzeichen für ein Burn-out.
Viele Symptome ähneln denen einer Depression: Lustlosigkeit, Traurigkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und somatische Beschwerden wie Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen. Foto. djd/Humphrey Muleba Unsplash
Bei dem Verdacht auf Burn-out kann der Betriebsarzt helfen.
Der Betriebsarzt kann Maßnahmen im Betrieb organisieren, die Betroffenen eine Wiedereingliederung am alten Arbeitsplatz ermöglichen - und Sie gegebenenfalls auch noch zu Ihrer Erkrankung beraten. Foto: djd/Getty Images

2. Frage: Ich habe Angst, unter dem Burn-out-Syndrom zu leiden. Wo kann ich konkret Hilfe finden?

Der erste Ansprechpartner sollte hier der Hausarzt sein. Dieser kennt den Patienten in der Regel schon sehr lange und ist auch mit seinem sozialen, familiären und beruflichen Umfeld vertraut. Der Hausarzt wird den Betroffenen dann unter Umständen an einen Psychiater oder an einen Psychotherapeuten überweisen. Infrage kommt auch ein Gespräch mit einem Betriebsarzt, welcher die beruflichen Gegebenheiten gut kennt.

3. Frage: Worauf muss ich beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung achten?

Vor Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sollten Sie sich über den geplanten Anbieter informieren. Die Absicherung selbst sollte bis zum persönlich geplanten Eintritt in die Altersrente vereinbart werden und die Rentenhöhe in etwa 70 bis 80 Prozent Ihres letzten Nettoarbeitseinkommens abdecken

Die Fragen zur beruflichen und gesundheitlichen Situation müssen beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung wahrheitsgemäß und gewissenhaft beantwortet werden. Darüber hinaus sollten Sie einen Vertrag wählen, bei dem auf die sogenannte abstrakte Verweisungsmöglichkeit verzichtet wird.

4. Frage: Ich war schon einmal wegen Überlastung in psychologischer Behandlung. Kann ich trotzdem eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?

Sicherlich ist es schwierig, bei einer psychischen Vorerkrankung einen vollen Versicherungsschutz zu erhalten. Eine generelle Ablehnung eines Antrags ist damit jedoch nicht verbunden. So besteht etwa die Möglichkeit, psychische Erkrankungen vom Versicherungsschutz auszuschließen, sodass zumindest für alle weiteren Risiken der Schutz bestehen würde. Es ist daher durchaus ratsam, auch mit den geschilderten gesundheitlichen Vorbelastungen eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu beantragen.

5. Frage: Seit einiger Zeit macht mir meine Arbeit keinen Spaß mehr, ich bin unmotiviert und habe Angst, meinen Job zu verlieren. Nun befürchte ich, dass mir ein Burn-out droht. Wie kann ich gegensteuern?

Sie sollten sich am besten an einen Fachmann – beispielsweise einen Diplom-Psychologen oder Psychotherapeuten – wenden, um die Thematik zu besprechen und gemeinsam mit dem Experten einen individuellen Lösungsweg zu erarbeiten. Diesen Schritt sollten Sie zügig einleiten. Denn ansonsten könnte das mögliche Problem chronisch werden oder es könnte sogar zu einer „Self-Fulfilling Prophecy“ kommen: Ihre Angst vor der Entlassung reduziert möglicherweise effektiv ihre Leistungsfähigkeit und vergrößert somit tatsächlich das Risiko für eine Entlassung.

6. Frage: Ich bin wegen eines Burn-outs krankgeschrieben. Nun soll ich auf Wunsch meines Chefs zum Betriebsarzt. Muss ich diesen Termin wahrnehmen und was darf der Betriebsarzt meinem Arbeitgeber berichten?

Sie sollten den Betriebsarzt aufsuchen. Dieser kann Maßnahmen im Betrieb organisieren, die Ihnen eine Wiedereingliederung am alten Arbeitsplatz ermöglichen und Sie gegebenenfalls auch noch zu Ihrer Erkrankung beraten. Sie erhalten unter anderem Tipps, die Ihre Wiedereingliederung positiv beeinflussen können. Eine Verpflichtung, den Termin wahrzunehmen, besteht allerdings gesetzlich nicht.

7. Frage: Kann mich der Betriebsarzt in meinem Unternehmen behandeln oder kann er mich nur beraten?

Die Funktion des Betriebsarztes liegt in erster Linie in der Beratung des Arbeitgebers und der Arbeitnehmer in allen Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Die notfallmäßige Behandlung oder Erstbehandlung wie etwa bei Unfällen im Betrieb ist zugelassen. Der Betriebsarzt unterliegt wie alle anderen Ärzte auch der Schweigepflicht. Ihre Unterlagen wandern nicht in die Personalakte, sondern werden separat aufbewahrt. Diagnosen werden der Personalabteilung nicht weitergeleitet.

8. Frage: Gibt es Tests, mit dem ich selbst feststellen kann, ob ich an einem Burn-out leide?

Es gibt allenfalls einige Hinweise auf ein Burn-out Syndrom. Diese sind allerdings sehr unspezifisch und können auch Folge einer anderen psychischen Erkrankung wie beispielsweise einer Depression sein. Insofern sollten Sie, wenn Sie bei sich den Verdacht auf ein Burn-out Syndrom haben, zunächst Ihren Hausarzt darauf ansprechen. Dieser wird Sie dann gegebenenfalls an einen Facharzt für Psychiatrie oder einen Psychotherapeuten weiterleiten. Die im Internet teilweise zu findenden "Tests" auf das Vorliegen eines Burn-out-Syndroms sind in aller Regel nicht besonders zuverlässig.

9. Frage: Kann ein Burn-out ambulant behandelt werden oder ist ein Klinikaufenthalt nötig?

Je nach Schwere des Krankheitsbildes erfolgt eine ambulante oder stationäre Behandlung. Es ist nicht zwingend ein Klinikaufenthalt erforderlich. Sehr häufig findet eine Behandlung auch in einer Tagesklinik statt. Hier sollte man dem Rat des behandelnden Facharztes vertrauen, der Ihnen die geeignete Behandlungsmöglichkeit empfehlen wird.

10. Frage: Wie gehe ich als Angehöriger damit um, wenn ein Familienmitglied unter einem Burn-out leidet?

Ein Burn-Out-Syndrom kann tatsächlich jeden Menschen treffen. Daher ist es ratsam und sinnvoll, dass Sie Ihren Verwandten nicht einfach als "krank" oder gar "behindert" betrachten. Das könnte den Stress weiter verstärken. Bleiben Sie daher gelassen und versuchen Sie dann mit ihm gemeinsam herauszufinden, was genau die Ursachen für sein Burn-Out-Syndrom sein könnten.

Der Ursprung liegt oftmals darin, dass Menschen zu ehrgeizig, zu perfektionistisch oder übereifrig sind. In der Gesellschaft werden diese Einstellungen und Verhaltensweisen allerdings oft sehr positiv gesehen, was dann in einem Teufelskreis das Burn-Out-Syndrom leider weiter verstärkt. Daher sollten Sie alle Faktoren - also auch scheinbar positive - als Ursachen für den Burn-out Ihres Angehörigen in Betracht ziehen. Hilfreich ist hierzu auch das so genannte Maslach-Burnout-Inventar, das sie per Suchmaschine im Internet finden können.

11. Frage: Ist es sinnvoll, meinen Freunden von meinen Burn-out-Problemen zu berichten?

Engen, ausgewählten Freunden sollten Sie durchaus von Ihren Problemen berichten. Ich halte es allerdings nicht für sinnvoll, einen zu großen Kreis von Personen einzubeziehen. Die belastende Thematik nimmt dann zu viel Raum im Privatleben ein, durch zu viele unterschiedliche Ratschläge kann man unter Umständen eher noch weiter verunsichert werden.

12. Frage: Ist es sinnvoll, meinem Arbeitgeber einen Burn-out zu melden?

Sie müssen dem Arbeitgeber nicht die genaue Diagnose mitteilen. Manchmal ist es sinnvoll, dem Chef zu sagen, mit welchen Einschränkungen eine vorliegende Erkrankung momentan verbunden ist. So erreicht man in der Regel ein besseres Verständnis.

13. Frage: Was ist der Unterschied zwischen einer Depression und einem Burn-out?

Das Krankheitsbild Burn-out ist nicht klar definiert, in den aktuellen Klassifikationssystemen gibt es nicht einmal eine Diagnose Burn-out. Oft steckt hinter dem Begriff Burn-out eine depressive Erkrankung. Bei vielen Menschen, die über Burn-out klagen, liegen die für die Diagnose einer Depression nötigen Krankheitsanzeichen vor, dazu gehört immer auch das Gefühl der Erschöpfung. Burn-out ist "kontextbezogen", tritt im Rahmen der Arbeit auf, eine Depression dagegen betrifft alle Lebensbereiche.

14. Frage: Wie stehen die Heilungschancen bei einem Burn-out?

Die Heilungschancen bei einem Burn-out sind grundsätzlich gut. Es ist wichtig, dass man sich in adäquate Behandlung begibt, etwa bei einem Facharzt für Psychiatrie oder einem Psychotherapeuten. Je nach Schwere kann ambulant oder auch stationär behandelt werden. Entsprechend variiert auch die Behandlungsdauer sehr stark.

15. Frage: Kann Burn-out immer wieder kommen?

Oft steckt hinter einem Burn-out eine depressive Erkrankung - und die kann wiederkommen. Aber auch bei einem Burn-out ist es oft wichtig, grundsätzliche Veränderungen in der Lebensweise vorzunehmen und sich beispielsweise von ständigen, chronischen Stressfaktoren zu entlasten und für mehr Erholungs- und Entspannungsmöglichkeiten zu sorgen.

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