Ernährung

7 Tipps zu Kohlenhydraten bei Diabetes

Eine optimale Einstellung der Medikation durch den Arzt ist wichtig, um zu hohe Blutzuckerspiegel, aber auch Unterzuckerungen zu vermeiden.
Eine optimale Einstellung der Medikation durch den Arzt ist wichtig, um zu hohe Blutzuckerspiegel, aber auch Unterzuckerungen zu vermeiden. Foto: djd/diabetes-behandeln.de

Kohlenhydrate sind wichtige Bestandteile unserer Ernährung. Unser Körper braucht sie unter anderem als Energielieferanten. In der Nahrung liegen sie in verschiedenen Formen vor: als Einfachzucker wie zum Beispiel Traubenzucker (Glukose) oder Fruchtzucker (Fruktose), als Zweifachzucker wie der gewöhnliche Haushaltszucker (Saccharose) oder als Mehrfachzucker wie Stärke. Ballaststoffe sind langkettige Kohlenhydrate, die der Körper nicht verdauen kann.

Tipp 1: Völliger Verzicht auf Zucker muss nicht sein

Kohlenhydrate werden bei der Verdauung zu Einfachzucker abgebaut, im Darm ins Blut aufgenommen und erhöhen dadurch den Blutzuckerspiegel. Deshalb wurde Diabetikern früher der Genuss von Zucker häufig verboten und der Verzehr stärkehaltiger Lebensmittel stark eingeschränkt. Heute ist man davon wieder abgekommen, und Diabetiker brauchen auf Kohlenhydrate nicht zu verzichten. Für sie gelten im Prinzip die gleichen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung wie für Gesunde. So sollten Kohlenhydrate nach den  mehr als die Hälfte der täglichen Energiezufuhr ausmachen.

Wer seine Mahlzeiten selbst zubereitet, behält am besten den Überblick über die Kohlenhydratzufuhr.
Wer seine Mahlzeiten selbst zubereitet, behält am besten den Überblick über die Kohlenhydratzufuhr. Foto: djd/diabetes-behandeln.de

Tipp 2: Kohlenhydrate bei Diabetes nicht meiden, aber Zucker begrenzen

Trotzdem sollte man mit Zucker sparsam umgehen. Laut den aktuellen Ernährungsempfehlungen sollte er nicht mehr als 10 Prozent der täglichen Energiemenge ausmachen. Und dabei muss der Zuckeranteil in verschiedenen Nahrungsmitteln wie etwa Obst schon mit berücksichtigt werden. Echte Süßigkeiten wie Schokolade oder Bonbons sollten deshalb höchstens in kleinen Mengen genossen werden. Ansonsten sind langkettige Kohlenhydrate mit einem niedrigen glykämischen Index zu bevorzugen.

Tipp 3: Mit Haushaltseinheiten Kohlenhydrate in Broteinheiten messen

Um den Blutzuckerspiegel im Griff zu behalten und gegebenenfalls die Insulindosierung anzupassen, sollten Diabetiker außerdem wissen, wie viele Kohlenhydrate ihre Mahlzeiten jeweils enthalten. Das heißt aber nicht, dass man jetzt jedes Nahrungsmittel genau abwiegen muss. Meist brauchen Betroffene nur zu Beginn ein wenig Übung.

Anhand von Tabellen können sie lernen, die Kohlenhydratmengen in den wichtigsten Nahrungsmitteln optisch gut einzuschätzen. Auch vereinfacht es die Sache, wenn man statt Gramm-Zahlen eher Haushaltseinheiten wie Esslöffel, Tassen etc. verwendet und sich dann merkt, welche Portion eines bestimmten Lebensmittels beispielsweise eine Broteinheit enthält - wie zum Beispiel eine mittlere Kartoffel, zwei Esslöffel Reis oder eine halbe Scheibe Graubrot. Diese können dann bei der Zubereitung von Mahlzeiten frei gegeneinander getauscht werden.

Tipp 4: Der glykämische Index (GI)

Nicht jedes kohlenhydrathaltige Lebensmittel wirkt sich gleich auf den Blutzucker aus: Einige lassen den Blutzuckerspiegel schneller ansteigen, andere langsamer. Das hängt unter anderem davon ab, ob sie überwiegend schnell aufnehmbare Zucker oder langkettige Stärkemoleküle enthalten.

Der GI gibt in Zahlen die blutzuckersteigernde Wirkung eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels an. Je niedriger der GI ist, desto langsamer steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr. Es ist deshalb für Diabetiker vorteilhaft, möglichst häufig Nahrungsmittel mit niedrigem glykämischem Index zu essen.

Das sind zum Beispiel Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Pasta, einige Obst- und Gemüsesorten sowie Milchprodukte. Haushaltszucker, Kartoffelbrei oder Weißbrot sind dagegen weniger günstig.

Regelmäßige Bewegung kann bei Typ-2-Diabetikern für eine deutliche Besserung des Gesundheitszustandes sorgen. Foto: djd/diabetes-behandeln.de
Regelmäßige Bewegung kann bei Typ-2-Diabetikern für eine deutliche Besserung des Gesundheitszustandes sorgen.

Tipp 5: Vorsicht vor versteckten Zuckern und Süßstoffen

Bei selbst zubereiteten Mahlzeiten ist der Überblick über die Kohlenhydratzufuhr mit etwas Erfahrung recht einfach zu behalten. Aufpassen sollte man dagegen auf versteckte Zucker, die in vielen Fertigprodukten enthalten sind. Süßstoffe als Alternative sind in die Diskussion geraten. So ergab eine aktuelle Studie bei Mäusen, dass Süßstoffe im Tierexperiment das genaue Gegenteil der gewünschten Wirkung hatten: Die untersuchten Mäuse nahmen zu statt ab, und ihr Blutzuckerspiegel stieg an. Dies wurde auf Veränderungen der Darmflora und ihrer Funktion durch die Süßstoffe zurückgeführt. Ähnliche Effekte konnten auch beim Menschen beobachtet werden.

Tipp 6: Vorsicht vor Unterzuckerung

Kohlenhydrate durch Austauschstoffe zu ersetzen, ist also möglicherweise nicht sinnvoll. Außerdem kann der weitgehende Verzicht auf Kohlenhydrate auch zu Unterzuckerungen führen. Unser Gehirn braucht Glukose, um zu funktionieren. Wiederkehrende schwere Unterzuckerungen können ein Risikofaktor für eine spätere Demenz sein. Auch kann eine schwere Hypoglykämie das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöhen.

Unterzuckerungen können auch Folge einer Therapie mit Insulin oder bestimmten blutzuckersenkenden Medikamenten sein. Typ-2-Diabetiker benötigen zunächst meist kein Insulin, sondern werden anfangs üblicherweise mit Metformin behandelt. Wird dieses nicht vertragen oder reicht es nicht aus, muss es ersetzt oder mit anderen Präparaten kombiniert werden.

Sogenannte DPP-4-Hemmer erhöhen die Spiegel der sogenannten Inkretine deutlich und regulieren die Insulinausschüttung bedarfsgerecht in Abhängigkeit vom jeweiligen Blutzuckerspiegel. In Studien waren sie gewichtsneutral.

Tipp 7: Das Gewicht im Griff

Da Menschen mit Typ-2-Diabetes oft übergewichtig sind, kann es von Vorteil sein, wenn die Medikation keine weitere Zunahme begünstigt. Außerdem sollten Betroffene natürlich auf eine gesunde Ernährung mit moderater Kalorienzufuhr achten und sich möglichst viel bewegen. Vor allem ausreichende Bewegung ist die Grundlage dafür, eine deutliche Verbesserung bei Typ-2-Diabetes herbeizuführen. Weil die Muskelzellen durch Bewegung wieder vermehrt Zuckermoleküle aus dem Blut aufnehmen können, verbessert sich die Insulinempfindlichkeit und kann so zu einer direkten Senkung des Blutzuckers führen. Die Gefäßfunktion kann durch körperliche Aktivität gestärkt werden und positive Auswirkungen auf den Blutdruck haben.

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